JETZT KANN DER SOMMER KOMMEN!
Die perfekte Strandlektüre oder als Geschenk für Reiselustige, Singles, romantische Seelen, Melancholiker, die sich nach dem Sommer sehnen ...
Hier der Link zum Taschenbuch: http://www.amazon.de/Kokosnusskuesse-Frauenroman-Manuela-Tengler/dp/1490567135/ref=sr_1_3?s=books&ie=UTF8&qid=1372599494&sr=1-3
In den nächsten Stunden sollte es "Kokosnussküsse" bereits als e-book-Download bei Amazon geben und mit etwas Geduld (meinerseits) auch bei Weltbild, Hugendubel, Donauland etc.
Hier ein kleiner Auszug aus meinem Roman. Ich wünsche viel Vergnügen beim Lesen und freue mich über Weiterempfehlung, Kommentare und was Ihnen auf der Seele brennt, dasSie mir zu meinem Buch nicht vorenthalten möchten. Danke für Ihre Unterstützung.
LESEPROBE "KOKOSNUSSKÜSSE" von Manuela Tengler
1.Kapitel
„Singleurlaub? Sehe ich so aus, als
suche ich ein Abenteuer?”, fragte ich mit der Süße einer überreifen Frucht und
zwang mich zu einem Lächeln, das sogar Julia Roberts Konkurrenz gemacht hätte.
Frau Stieglitz. Eine mondäne Erscheinung im eleganten Stiftrock und Stilettos
in einer mörderischen Höhe. Unter uns gesagt, Ballerinas mögen uncool sein,
aber ich konnte problemlos dem Bus nachjagen.
Gerade machte sie
nicht den Eindruck, als hätte sie es überhaupt nötig, irgendetwas oder irgendjemandem
nachzulaufen. Sie galt als Expertin für die Beratung einsamer Singles, als Guru
der Suchenden – die ihre Seelenverwandten in der Ferne finden wollten. Sogar in
den Lokalnachrichten berichteten eifrige Reporter über die ehemalige
Chef-Animateurin einer Kreuzfahrtgesellschaft, die in ihre alte Heimat
zurückgekehrt war und nun bei "Hannis Traumreisen" arbeitete. Für
unseren kleinen Ort nahe der Lüneburger Heide war das geradezu eine Sensation.
Was für eine Abwechslung von Hochzeiten, sonntäglichen Prügeleien und
nervenaufreibenden Nachbarschaftsstreitigkeiten.
Eine Frau, die wohl
wusste, was Männer wollten – und was nicht. In der Art und Weise, wie sie meine
heiß geliebten Jeans und die flammendrote Bluse betrachtete, war sie sich ihrer
Erfahrung einmal mehr bewusst.
„Ich komme direkt
von der Arbeit.“ Mensch, warum verteidigst du dich! „Können Sie mir etwas
empfehlen, ohne dass ich mich dabei wie auf dem Präsentierteller fühle? Ohne
Singlerabatt, gerne mit Einbettzimmerschlag, weil ich urlaubsreif bin.“
Die klare Ansage
stärkte meinen schweißgebadeten Rücken. Warum fühlte ich mich dieser Frau so
unterlegen? Wegen der billigen Kopie einer Pradatasche? Ging deshalb mehr
hinein? Denkste.
„Unsere Klienten...“
Ich hörte weg, sah
mich wie ein Truthahn zu Thanksgiving. Kaum wurde die Platte aufgetragen,
verstummten alle und starrten auf den armen, zu Tode gemästeten Truthahn.
„Frau Schuster, äh,
Christina – das darf ich doch sagen, Ihre Mutter und ich, wir kennen uns ja
schon seit der Sandkistenzeit. Sie waren so ein süßes ... Äh, Urlaub”,
schwenkte sie schnell um, als sie meine Miene bemerkte. Ich wollte nicht in den
alten Kindheitserinnerungen meiner Mutter schwelgen. Ihre ständige Anwesenheit
in meinem Leben war nur ein weiterer Grund, Bothel und seinen Bewohnern den
Rücken zu kehren.
„Sie sagten doch,
Sie würden allein verreisen. Wir haben für Alleinreisende besondere Angebote.
Singlebonus und spezielle Veranstaltungen ...”, Frau Stieglitz senkte ihre
Stimme etwas zu sehr, um nicht aufzufallen, „... um Männer kennen zu lernen.”
Ich glaubte, meinen
Ohren nicht zu trauen. So eine Landpomeranze war ich nun auch wieder nicht, um
hier in der Umgebung keinen Mann abzubekommen.
„Eigentlich hatte
ich an eine ganz simple Reise gedacht. Urlaub, nicht
Sex-and-Fly!”
„Sie waren wohl
schon länger nicht mehr fort, oder?”
Ich stöhnte leise.
Warum musste ich ausgerechnet an die geraten? An eine Lebensberatung hatte ich
eigentlich nicht gedacht, als ich das Reisebüro betrat. Außerdem hatte ich auch
nicht vor, darüber nachzudenken, ob es sinnvoll gewesen war, meinen Job als
Dekorateurin beim Blumenwilli zu kündigen. Obwohl – Blumenwillis Grabschereien
hatten mir den Entschluss leicht gemacht. Jedenfalls fühlte ich mich zum ersten
Mal seit Jahren frei und wollte mir die Sonne auf den Bauch brennen lassen.
Frau Stieglitz sah
mich mitleidig an, drehte sich dann fort, schlug eine weitere Seite des
Kataloges auf und tippte auf ein großformatiges Clubangebot auf Ibiza. „Der
Trend setzt seit einiger Zeit voll auf die Singles. Hart arbeitende Menschen,
die solo in den Urlaub fahren und mal den Alltag hinter sich lassen wollen.
Etwas erleben eben.” Sie wartete, bis ich zögernd nickte.
Dann sprach sie im
Tonfall der geübten Animateurin weiter: „Die meisten der Damen und Herren
wollen dann eben auch Tanz, Spaß und das gewisse Abenteuer. All inklusive
versteht sich.”
Ich nickte ergeben.
„Liebeskummer all inklusive?”
Sie räusperte sich,
dann lächelte sie. „Natürlich gibt es keine Garantien. Ich habe mich in den
Kapitän verliebt, Piratenjoe hieß er. Ein Muskelpaket, braune Haut und ein
Seemannsgarn hatte er drauf. Leider hat er nicht nur mich eingesponnen. War
verheiratet, ein Sohn, aber ich glaube, die Frau ist vor einigen Jahren
gestorben. Ich habe ihn nie wieder gesehen, aber ...” Sie seufzte.
Ich fragte mich, wie
oft sie "eben" in einem Satz unterbringen könnte.
„Schon klar, aber
ich will einfach nur Urlaub machen. Ohne Liebe, egal ob auf den ersten oder
zweiten Blick. Ich bin seit einiger Zeit solo und gedenke es auch zu bleiben.”
Warum erzählte ich das alles ausgerechnet Frau Stieglitz? Wenn es Hanni gewesen
wäre, mit der ich in eine Klasse gegangen war, oder Frau Löwig am
Empfangscounter, die im Kirchenchor neben meiner Mutter stand. Aber Frau
Stieglitz?
„Oh, verstehe. Dann
habe ich Ihre Wünsche eben tatsächlich missverstanden”, sagte sie und stand
auf. „Wie wäre es mit einer Kreuzfahrt?”
Ich bekam wohl einen
sehnsüchtigen Blick: ich und Leonardo am Bug der Titanic, er schwört mir ewige
Liebe und ich...
„Durchschnittsalter
glatte 50! Da brauchen Sie keine Angst haben, belästigt zu werden.” Sie
lächelte mich scheinheilig an.
Sah ich so aus? Na
okay, ich war fast Dreißig, hatte eine durchschnittliche Figur, aber
intelligent und kreativ. Zugegeben, manche Männer schlug das in die Flucht,
aber die anderen hatten wenigstens was zu fühlen, wenn sie mich in den Arm
nahmen! Spindeldürr wie diese den Laufsteg entlang klappernden Models war ich
jedenfalls nicht. Wollte ich auch nie sein, weil mich bei deren Anblick immer
gleich der Hunger überkommt und ich mir ein Gummibärchen nach dem anderen
reinschiebe, nicht nur damals, auch heute noch.
„Sagen Sie mal,
wollen Sie mir überhaupt eine Reise verkaufen?” Vielleicht hatte meine Mutter
ihre Hände im Spiel? Sie wusste, wie leicht ich unsicher wurde und Frau
Stieglitz näherte sich mit ihren Angeboten gefährlich der
Vielleicht-lieber-doch-nicht-Zone.
Ich war Single, na
und? Ich war weder ausgehungert noch jeglicher Anbahnung
zwischengeschlechtlichen Kontakts abgeneigt und hatte sicher nicht vor, mich
zwischen Opas und Uropas an Deck zu rekeln. Begafft von gierigen
Altmänneraugen, während mich die dazugehörigen Damen beim Dinner mit ihren
Blicken durchbohrten.
Frau Stieglitz Augen
leuchteten dafür plötzlich auf. In mir erwachte die Hoffnung, dass sie endlich
das Richtige für mich gefunden hätte. Aber sie erhob sich mit einem
extrabreiten Lächeln und begrüßte über meinen Kopf hinweg einen neuen Kunden.
„Herr Sandmann, ich
habe Sie schon vermisst! Erst gestern habe ich zu mir gesagt: Herr Sandmann
wird doch nicht untreu geworden sein!” Sie kicherte viel zu laut.
Ich grinste, als ich
den Namen des Mannes hinter mir hörte. Sandmann, wie peinlich. Doch als ich
mich umdrehte, war ich mehr als überrascht. Was hatte ein so gut aussehender
Mann hier zu suchen? In diesem Provinzreisebüro? London, Paris, Los Angeles,
aber hier?
Offenbar war ihm
nicht entgangen, dass sein Erscheinen mehr als freudig begrüßt wurde und als
könnte er meine Gedanken lesen, wandte er sich ausgesprochen freundlich an Frau
Stieglitz: „Immer die große Welt ist auf die Dauer langweilig. Hier gefällt`s
mir, es ist so ruhig und nett und genau das Richtige zum Erholen.”
Pff, Angeber! Was
faselte er von Langeweile? Ich jedenfalls träumte davon, aus dieser ruhigen und
netten Gegend wegzukommen.
„Hier, am besten,
Sie nehmen sich ein paar Kataloge mit nach Hause und suchen sich in Ruhe was
aus!” Mit diesen Worten zog Frau Stieglitz energisch weitere bunte Kataloge aus
den Klappfächern und knallte mir den Stoß auf den Tisch. Jawohl, knallte. Vielleicht
sollte ich mich darüber beschweren, überlegte ich.
Und während ich
überlegte hörte ich ein wenig bei dem Gespräch mit. Genau genommen war es ein
Flirt, bei dem die Post abging.
„Frau Stieglitz,
wenn Sie hier nicht so unentbehrlich wären – ich würde Sie liebend gern
mitnehmen. Sie wären das Model für meine Fotos!”, sagte dieser Herr Sandmann.
Frau Stieglitz
lachte schon wieder so albern. „Sie sind eben unmöglich, Herr Sandmann. Sie
wissen doch genau, dass ich sofort den Koffer packen würde. Mit Ihnen würde ich
sogar nach Alaska fahren.”
Ich verdrehte die
Augen. So ähnlich war es wohl mit Piratenjoe gelaufen. Es war ja bekannt, dass
Uniformen und die blitzenden Streifen auf den Schultern die Attraktivität des
jeweiligen Mannes steigerten. Ich sah Frau Stieglitz in den Armen von
Piratenjoe. Er würde ihr etwas über die Sterne sagen, dass ihre Augen so
funkeln, dass sogar der Polarstern verblassen musste. Wie konnte man einer
derart billigen Flirterei nur Glauben schenken?
Auch wenn der Mann, aus dessen Mund diese Sprüche kamen, wirklich
atemberaubend gut aussah. Das blonde Haar leuchtete, als die Sonne durch die
Scheibe fiel, und sein Lachen war leise, sympathisch. Ich zwang meinen Blick
wieder auf die Kataloge, bevor ich es mir anders überlegte. Er machte mich
nervös.
„Das Eis würde
schmelzen, Frau Stieglitz!”, sagte Herr Sandmann lächelnd.
Was für ein
Schleimbolzen. Glücklicherweise klingelte gerade mein Handy, obwohl ich mich
kurz bei dem Gedanken ertappte, dass ich liebend gern weiter zugehört hätte.
„Hallo! Ja, du,
Lisa, ich bin im Reisebüro. – Nein, ich habe bisher nichts Passendes gefunden.
Offenbar bin ich schwer vermittelbar. Ja, genau, wie beim Arbeitsamt. Danke, du
baust mich doch immer wieder auf!”
Ich beendete das
Gespräch und stopfte das Handy in die Tasche zurück. Hatte man Lisa, brauchte
man keine Feinde mehr. Sie bot alles: Lob, Kritik, Action und Fun, aber
manchmal musste man dafür auch ihre Lebensweisheiten ertragen, wie jetzt
gerade.
Ihr rannten einfach
zu viele Männer nach, die sie dann so schnell ablegte wie andere Frauen ihre
Mäntel. Und trotzdem, ich liebte sie heiß und innig. Sie wusste alles von mir,
oder doch wenigstens fast alles. Ein paar kleine Geheimnisse hatte ich in
letzter Zeit selbst vor ihr, doch die würde eine Klassefrau wie Lisa ohnehin
nicht verstehen. Ich sehnte mich nach Geborgenheit, Zärtlichkeit: eine
Beziehung ohne Grund und Boden, und doch so real, wie es nur ging. Aber nach
dem letzten, so misslungenen Versuch fragte ich mich, ob es falsch war, Gefühle
auszusprechen. Darum saß ich ja auch in "Hannis Traumreisen". Um aus
dem Alltag auszubrechen, mir in diesen sieben Tagen über mein weiteres Leben
Gedanken zu machen und möglichst erholt und braun gebrannt zurückzukommen.
Quasi, als neue Christina, und die würde dann durchstarten, was immer die
Beraterin im Arbeitsamt dachte.
Gerade jetzt saß die
alte Christina – ich - allerdings erst einmal leicht verbittert mit einer Tasse
Kaffee vor einem Stoß Reisekataloge. Lachende Gesichter strahlten mir entgegen,
Sonne und Meer, in gelb und rot, blau wie das Meer. Türkis, korrigierte ich
mich.
Ein Katalog
leuchtete viel versprechend inmitten der Hochglanzbildchen. Malediven. Ich war
wohl wirklich urlaubsreif, denn ich glaubte, das Rauschen der Palmen und der
Brandung zu hören.
Gerade wollte ich
das Heft herausziehen, als der ganze Stoß ins Rutschen geriet und sich die
Hälfte der Kataloge auf dem Boden verteilte.
Frau Stieglitz war
sichtlich verärgert über diese Störung und schob mir eine Plastiktüte über den
Tresen. Dafür ging Herr Sandmann neben mir in die Hocke und griff nach zwei
Katalogen. „Malediven? Tauchen Sie?”, fragte er mich.
Mann, sah der gut
aus! Ich gab Leonardo einen Schubs, dass er über die Reling der Titanic flog,
um Herrn Sandmann Platz zu verschaffen. Normalerweise fing ich nicht so schnell
Feuer -, aber der Mann beflügelte meine Fantasie wie niemand zuvor.
„Tauchen Sie?”,
wiederholte er lächelnd seine Frage. Ich wollte, ich wär‘ ein Fisch und Herr
Sandmann der Hai.
„Die Malediven sind
ein Paradies für Taucher und Fotografen, und glauben Sie mir, ich habe schon
viel gesehen!”
Ich sah in diese
Augen, gegen die das Blau der Kataloge verblasste, ein richtiges Grönland-Blau,
und ich schmolz dahin. In diesem Augenblick hätte ich ihm alles geglaubt.
„Ja, Herr Sandmann
ist Fotograf, einer der besten in Deutschland”, beeilte sich Frau Stieglitz zu
berichten.
„Fotografie hat mich
schon immer interessiert”, sagte ich und ignorierte den giftigen Blick von Frau
Stieglitz. „Was fotografieren Sie?”
„Am liebsten schöne
Frauen wie Sie auf den Malediven!” Herr Sandmann richtete seine imaginäre
Kamera auf mich.
Geschmeichelt wandte
ich mich ab. „Ich kann nicht tauchen. Leider, so sehr ich es mir wünsche, mal
einen Rochen zu fotografieren.”
Frau Stieglitz fand
Herrn Sandmanns Interesse an mir wohl ärgerlich, jedenfalls deutete sie auf
meine Kataloge. „Sie sollten es sich eben in Ruhe zu Hause überlegen. Die Dame
ist Single, verstehen Sie, aber nicht interessiert!” Damit schob sie Herrn
Sandmann sanft, aber bestimmt von mir weg und bat ihn, Platz zu nehmen.
Ich räusperte mich.
„Wie ich schon sagte, bin ich nicht an Sex-Tourismus auf Tobago interessiert,
Frau Stieglitz. Wären Sie so freundlich, mir einige Prospekte für
Individualreisen zusammenzustellen?”, konterte ich. „Ich glaube nämlich nicht
an die Liebe auf den ersten Blick, wie in diesen Heftchen."
Frau Stieglitz lief
rot an, warf einen sehnsüchtigen Blick auf die Buchungsunterlagen von Herrn
Sandmann und wandte sich wieder der Regalwand zu.
Herr Sandmann
lächelte amüsiert. „Muss es unbedingt Liebe sein? Darf man nicht einfach Spaß
haben?”
Ein Schauer lief
über meinen Rücken. „Ich weiß nicht. Früher, als Teenie, da habe ich an die
Liebe geglaubt ...”
„Aber Sie sind
erwachsen geworden und jetzt wirklich urlaubsreif”, stellte Herr Sandmann fest
und wandte sich dann mit seinem sanften Lächeln wieder Frau Stieglitz zu, die
mit ihrem Kugelschreiber auf die Tastatur klopfte. „Liebste Frau Stieglitz, was
schenken Sie mir diesmal? Die Sterne von Mykonos, Muscheln von den Seychellen
oder ...”
„Kokosnüsse auf
Barbados!”, sagte Frau Stieglitz.
„Piraten vor
Madeira!”, rutschte es mir heraus.
„Bingo! Das ist es!
Meine Models in der Hand von grimmigen Piraten. Madeira – die Blumeninsel.
Kompliment, eine klasse Idee!”, sagte Herr Sandmann und sah mich eindringlich
an. „Sind Sie aus der Branche?”
„Madeira hat keine
Piraten”, wandte Frau Stieglitz ein, doch sie fand kein Gehör.
„Und Ihr Piratenjoe
– kletterte er allein auf dem Boot herum?”
Herr Sandmann wandte
sich ruckartig an Frau Stieglitz. „Piratenjoe?”
Frau Stieglitz
schüttelte den Kopf. „Nichts, Frau Schuster ist wohl wirklich urlaubsreif.”
Herr Sandmann
runzelte nachdenklich die Stirn, dann richtete er seine Aufmerksamkeit auf
mich; und ich griff in meine Fantasiekiste, über die sich Lisa immer lustig
machte.
„Stellen Sie sich
vor: Perlen und Gold in einer Kiste, die Models ziehen sich aus, behängen sich
mit dem Schmuck – dann kommen die Piraten, knackig braun, muskulös, dass die
Damenherzen schmelzen und entführen die Maiden auf ihr Piratenschiff. An Deck
die Bademodenaufnahmen.” Ich genoss, wie Herr Sandmann an meinen Lippen hing.
„Und dann ... der
Oberpirat Mc Ginty.” Oder Mc Sandmann, aber das konnte ich gerade rechtzeitig
hinunterschlucken.
Ich sah ihn noch
immer als Pirat vor mir und mich in einer weißen Bluse, einen langen weiten
Rock, der von der Meeresbrise aufgebauscht wird ...
„Frau Schuster. Das
ist ja sehr nett, aber ich habe die ganze Welt gesehen und Herr Sandmann
vertraut meiner Erfahrung. Sicher findet sich etwas Passendes für ihn. Danke.”
„Waren Sie schon mal
in Grönland, Frau Stieglitz?” Ich sah sie erwartungsvoll an.
„Äh, nein, bei den
Eskimos ist es mir zu kalt. Aber Island könnte ich empfehlen. Die heißen
Quellen dort, die Geysire, eben ein Traum sage ich Ihnen.”
„Eskimo! Das dürfen
Sie nicht laut sagen. Inuit wollen sie eben genannt werden!”, sagte ich
augenzwinkernd und betonte ihr Lieblingswort laut genug, damit es jeder hören
konnte.
Herr Sandmann
verstand und schmunzelte. „Nein, nein, ist schon in Ordnung. Piraten sind
ohnehin sehr trendy dieses Jahr", seine Stimme hatte den Ton gewechselt,
der Charmeur verwandelte sich binnen einer Sekunde in den interessierten Profi.
„In welcher Branche
arbeiten Sie?”
„Derzeit bin ich
young, free and single! Ich meine, ich war Dekorateurin, doch seit zwei Tagen
bin ich sozusagen freiberuflich.”
„Blumenwilli – Willi
meinte, Sie wären unpünktlich gewesen und Ihre Vorliebe für ausgefallene
Dekorationen war unpassend”, warf Frau Stieglitz ein.
„Wollen Sie
mitfliegen? Ich meine, Sie kennen
Madeira, oder? Da wären Sie eine große Hilfe. Wenn alles klappt, könnten wir in
zwei, drei Wochen die Produktion starten. Sie interessieren sich doch für
Fotografie!”
Ich starrte ihn
ungläubig an. „Sie nehmen mich auf den Arm!”
„Gerne!”
„Ich wollte
eigentlich auf die Malediven.”
Frau Stieglitz sah
mich entgeistert an. „Sie wollten doch gar nicht wirklich weg. Herr Sandmann
arbeitet dort. Sie wollten sich erholen.”
„Meine Assistentin
ist heute Morgen abgesprungen. Sie wären die Rettung. Sie haben die Erfahrung,
sind kreativ und ungebunden!” Herr Sandmann zögerte nicht lange. „Hier, meine
Visitenkarte, Madeira oder Malediven, es ist mir egal, wenn Sie mitkommen und
das umsetzen, was Sie mir gerade vorgeschwärmt haben. Ich erkenne ein funktionierendes
Setting auf den ersten Blick.”
Wie im Traum stand
ich auf, nahm meine Tüte mit den Katalogen und verließ das Reisebüro.
„Schöne Grüße an
Anqelique”, rief mir Frau Stieglitz nach. Oh Gott, meine Mutter hatte ich
vergessen. Wie lange würde es dauern, bis sich mein Erlebnis durch die örtliche
Telefonkette bis zu ihr klingelte.
„Rufen Sie mich
an!”, rief mir Herr Sandmann nach.
„Habe ich meinen
Traumjob gefunden?”, murmelte ich und merkte nicht mal, dass es inzwischen zu
regnen begonnen hatte.
Seit
ihrer Jugend ist das Schreiben ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens. Sie
liebt das Reisen und Recherchieren vor Ort, um ihrer Geschichte und den Figuren
möglichst nahe zu kommen. Neben ihrer Leidenschaft für historische Romane
füllen vor allem Jugendromane und Fantasy ihren Kopf und auch ihre
Bücherregale. Gibt es Schöneres als sich offenen Herzens einer fremden und
entdeckungswerten Welt anzuvertrauen.
Autorenblog: http://manuela-tengler.blogspot.co.at/
Facebook: www.facebook.at/ManuelaTenglerAutorin
Twitter: www.twitter.com/ManuTengler
Xing: www.xing.de/ManuelaTengler
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen