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Samstag, 18. Mai 2013

Senioren-WG - als Alternative fürs Heim?

Die Sorge, was im Ernstfall geschieht, beschäftigt viele und oft gibt es nur die Alternative Heim. Das macht jedoch noch mehr Sorgen, denn es ist ein Abschied auf Raten. Ein Abschied vom Leben in den eigenen vier Wänden, von Erinnerungen, von einem Umfeld, das einem vertraut ist. Gedanken über das "was wird mit mir später?" können belastend werden und es ist wichtig, sich damit auseinanderzusetzen. Jetzt hat man Gelegenheit, Vor- und Nachteile abzuwiegen, sich über Alternativen zu informieren und auch seinen Lieben zu erklären, wie man sich das im Alter vorstellt.

Wichtig ist, dass man zu sich selbst, aber auch zu den anderen ehrlich ist. Es hilft niemanden, wenn man tapfer zur Einweisung in ein Heim oder eine Seniorenresidenz nickt, wenn einem innerlich das Herz bricht. Sitzen Sie dort unglücklich, weil es nicht Ihre Entscheidung war, ist niemandem gedient. Und am wenigsten der eigenen Gesundheit, denn dieser psychische Stress ist sehr belastend.

Das Thema ist brandaktuell. In meinem Bekanntenkreis und Gesprächen mit älteren Menschen treten dann offen ausgesprochene Ängste und Scham zutage. Ich will meinen Kindern nicht zur Last fallen. Dann muss sich niemand mehr um mich sorgen. Die Nachbarn kenn ich ohnehin nicht mehr. Entsetzen, wenn die Kinder vorschlagen, sich doch mal mit dem Thema ernsthafter auseinanderzusetzen oder sich so ein Heim doch einfach mal anzusehen. Das Gefühl, abgeschoben, bloß noch geduldet zu werden, überwältigt viele Menschen in so einer Situation.

Während meiner Ausbildung habe ich mich oft mit anderen KursteilnehmerInnen unterhalten und über diese Problematik diskutiert. Was, wenn ich nicht ins Heim will? Nichts gegen Heime. Sie sind schön, man ist umsorgt und behütet, meist kann man auch kleinere Gegenstände oder kleine Haustiere als Begleiter mitnehmen - dennoch, es ist ein neues Zuhause, ein Zuhause, das einem trotz guter Absichten empfohlen worden ist. Dann dachte ich an viele Rentner, die lieber ihr Geld sparen und eine längere Auszeit auf Mallorca genießen.

Oder an Senioren-WGs. Die finde ich genial und ich habe mir seitenlang Notizen dazu gemacht, was nötig ist, um so etwas aufzuziehen. Einfach ist es nicht, nach meinem Eindruck zumindest und ich denke ernsthaft nach, mir eine solche WG vielleicht sogar schon früher zu suchen. Vielleicht sogar eine Autoren-WG? In den vielen Praktikastunden, die ich in verschiedenen Seniorenheimen erlebt habe, belastet mich eines bis heute: die traurigen Gesichter beim Abschied. Das Wissen, dass man die nächsten Stunden allein ist und die Stille im einsamen Zimmer. Dann dachte ich mir wieder, Himmel, es sind 170 Leute in dem Haus. Warum spricht ihr nicht miteinander? Gemeinsam geht es leichter, denke ich mir zumindest. Lieber ertragen sie ergeben die Stille übers Wochenende, wenn die Seniorenbetreuer nicht für Zerstreuung und Musikuntermalung sorgen. Fotos zeigen oft die strahlenden Gesichter älterer Menschen, die Betreuung voller Herz und begeisterte, teilnahmefreudige Senioren bei diversen Aktivitäten. Werbung ist alles.

Halten Sie inne und fragen Sie sich, was Sie für sich wollen? Wo sehen Sie sich in einem Jahr, in fünf Jahren? In einem Heim? Wie fühlt sich das an? Ist es okay? Haben Sie sich informiert und freuen Sie sich auf die Angebote dort, fest entschlossen, viel davon auszuprobieren: Bitte, verstehen Sie mich nicht falsch. Ich wettere nicht gegen Heime. Viele sind wunderschön und die Bewohner sind froh, dort zu leben. Aber jeder Mensch ist anders. Denken Sie einfach mal in einer ruhigen Minute darüber nach, welche Vorstellung Sie für sich haben. Nützen Sie Ihre Mobilität, bemühen Sie sich, diese so lange es geht zu erhalten, um selbständig agieren zu können.

Und wenn Sie der Gedanke an den Einzug ins Heim abschreckt, sind Sie gewiss nicht allein. Sprechen Sie mit Nachbarn, Freunden und Bekannten Ihres Alters darüber. Über Mundpropaganda hört man einiges an Ideen und Vorstellungen. Sicher kennen die Befragten Menschen, die in Heimen oder Senioren-WGs oder anderen Modellen zufrieden sind. Nützen Sie die Gelegenheit und fragen Sie, ob Sie die jeweilige Einrichtung besichtigen dürfen. Speziell Heime bieten sogar Schnuppertage an. Früher gab es diese Busfahrten, wo man von einer Hausbesichtigung zur nächsten gefahren wurde. Das gibt es vielleicht auch für solche Themen.

Vielleicht ist Ihnen so eine WG sogar vertraut, aus alten Studentenzeiten? Ist es manchmal nicht besser, sich mit einem vertrauten Kreis an Senioren, die zu Freunden werden können, auszutauschen? Die Frühaufsteher genießen gemeinsam ihr Frühstück, die Nachteulen diskutieren über das Fußballspiel am Abend oder den Krimi.

Klare Regeln müssen dabei aufgestellt werden, vieles bedacht werden, insbesondere bezüglich des Ausschiedens von einzelnen Mietern und dem Nachrücken neuer Mieter (mit dem Okay der Gemeinschaft womöglich?). Und der Amtsschimmel wiehert auch. Wenn Ihnen der Gedanke an einen individuellen Wohnraum, an möglichst große Privatsphäre und ein gemeinschaftliches Miteinander mit Menschen Ihres Alters gefällt, machen Sie sich schlau. Erkundigen Sie sich nach Vorschriften, Regelungen bezüglich des Mietrechts, evtl. auch gemeinschaftlich genutzte Betreuungsdienste der verschiedenen Anbieter.

My home is my castle - sind wir nicht alle im Inneren kleine Prinzessinnen und Prinzen? Wie man sich bettet, so liegt man. Also, kümmern wir uns rechtzeitig um unser Federkissen.

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