Kontaktformular

Name

E-Mail *

Nachricht *

Montag, 3. Juni 2013

Lebensmutig ...

Unter diesem Titel beginne ich ab September zusätzlich eine Ausbildung mit dem Schwerpunkt Biographiearbeit. Schon in der Betreuung von an Demenz erkrankten Personen kann Biographiearbeit ein sehr wichtiger Teil der Betreuung sein. Dabei geht es in erster Linie nicht um unmittelbare Erinnerung. Unser Körpergedächtnis ist beeindruckend, nichts wird vergessen, auch wenn wir meinen, vieles vergessen oder verdrängt zu haben. Tatsächlich verbinden wir Gefühle, Emotionen mit Erinnerungen, die mit Musik, Gerüchen, Bildern u.v.m. abgespeichert sind.

Oft verhalten sich demente Personen als "schwierige" Patienten, die sie nicht sein müssten, wenn man im Vorfeld bereits aktivere und zielgerichtete Biographiearbeit geleistet hätte. Besonders im letzten Stadium der Demenz sind solche Informationen, was jemand besonders gern mag extrem wichtig. Sie ermöglichen eine Annäherung und auch wenn uns nicht immer die Reaktion darauf gezeigt wird, ist es doch im Herzen gut zu wissen, dass jemand innerlich so zu einem kleinen Stückchen mehr Frieden gelangt. Also fand ich die Thematik von Anfang an sehr faszinierend und was gibt es Spannenderes als mehr aus dem Leben eines Menschen zu erfahren. Nicht aus Voyeurismus oder der heutigen extremen Neugier entsprechend, sondern um das Bild desjenigen, der vor einem sitzt, runder, detailreicher zu machen und so auch mehr Verständnis für bestimmte Verhaltensmuster und Reaktionen zu verstehen. Vielleicht haben die Patienten ein leichteres Päckchen Leben mit sich mitzuschleppen, wenn sie sich vorher bereits mit ihrem Leben stärker auseinander gesetzt haben?

Biographiearbeit ist mehr als die Reflexion und das Begreifen-wollen-des-gelebten Lebens. Ich glaube, dass man damit viel unnötigen Ballast abwerfen kann und sich BEfreien kann, wenn man gewisse Vorgänge in seinem Leben im Alter Revue passieren lässt und sich unter einer geschulten Hand damit preisgibt.

Lebensmutig finde ich treffend gewählt - dem Leben mutig begegnen heißt ja, sich selbst anzunehmen und gutzuheißen. Jedenfalls habe ich mich sehr gefreut, als ich die Informationen für den neuen im Herbst startenden Ausbildungslehrgang bekommen habe. Es wird soviel darüber geschrieben und diskutiert, wie wichtig äußere Einflüsse und Erlebnisse für Kleinkinder, Kinder und auch Jugendliche sind, aber dass das Leben ebenso prägend ist für Menschen, die nach einem langem, harten Berufsleben das Gefühl erfahren, "aufs Abstellgleis" gestellt zu werden - und das ist jetzt nur ein Beispiel für Lebensumbrüche, die viele ungewollt oft ertragen müssen - das geht in unserer Wegwerfgesellschaft unter. Denn Kommunikation, im aktiven Berufsleben, in Partnerschaften etc. groß geschrieben, wird unter den Teppich gekehrt, wenn es darum geht, Menschen einen geschützten Rahmen zu bieten, in dem sie auch aussprechen dürfen, was ihnen auf der Seele brennt, wo sie überfordert sind ...

Sicher werde ich auch lernen, dass manche Ansätze meinerseits naiv sein mögen und ich lasse mich gern eines Besseren belehren, eines aber ist mir immer wichtiger: Denen ein Sprachrohr zu geben, denen man heutzutage nicht mehr gern zuhört, für die man sich nicht Zeit nimmt: Ihre Generation. Sicher gibt es Ausnahmen, aber allein wenn ich daran denke, wie oft wir als Kinder sehr wohl Ratschläge von den Großeltern z.B. angenommen haben ... es hat sich doch viel geändert, nicht bei allen und natürlich auch von der Erziehung, den persönlichen Werten und der Familienbande abhängig. Ich freue mich auf diesen Herbst, darauf, mehr über die Ziele und vor allem eine warmherzige, offene und gute Basis für Biographiearbeit zu erfahren. Für heute wünsche ich Ihnen einen angenehmen Abend, gute Nacht und wir lesen uns bald wieder.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen